Der deutsche Brasilianer

Die Zuschauer applaudieren, die Gegner staunen und die Mitspieler bekommen die zweite Luft. Doch was ist eigentlich gerade passiert?
Um es kurz zu sagen: Der deutsche Brasilianer war am Ball und hat seine Trickkiste geöffnet. Dieser Mann ist der spielstärkste Mann auf dem Platz. Mit dem Ball kann er umgehen wie kein Zweiter. Sowohl mit dem linken als auch mit dem rechten Fuß kann er die Gegner locker aussteigen lassen und alle möglichen Tricks auspacken. Er ist extrem ballsicher, kann sehr gut dribbeln und hat gelegentlich einen guten Blick für den freien Mann.
Doch auch er hat Schwächen und Aufgaben, die er gerne vernachlässigt. Dazu gehört besonders die Defensivarbeit. Er ist keiner, der viel mit nach hinten arbeitet und nach einem Ballverlust ins Gegenpressing geht. Dieses ist auch der Hauptkritikpunkt von Mitspielern und Trainer. Aus diesem Grund muss der eine oder andere deutsche Brasilianer den Spielbeginn von der Bank aus sehen. Der Trainer verspricht sich mit dieser Lektion nämlich, dass sein Spieler daraus lernt und endlich defensiv mehr mitarbeitet.
Doch dieser wird es wohl nie so ganz lernen. Auch wenn er nach dem ersten Ballverlust noch mit verteidigt, dann vergisst er es spätestens beim zweiten Mal.
Auf sich aufmerksam machen kann er sich nur in der Offensive. Wenn er dort erstmal den Ball am Fuß hat, gibt er ihn nicht mehr so schnell her.
Haken links, Haken rechts, dreifacher Übersteiger und dann noch ein exzellent ausgeführter Doppelpass. Innerhalb von wenigen Sekunden sind ganz locker drei oder vier Gegner ausgetanzt.
Nun kommt die entscheidende Phase. Des öfteren wird er nun übermütig und versucht die Gegenspieler Nummer fünf, sechs und sieben auch noch auszuspielen (was irgendwann scheitert). Manchmal hat er aber das gute Auge für den Mitspieler. Mit einem Zuckerpass bedient er den einlaufenden Mittelstürmer, der den Ball nur noch einschieben muss und schon steht es 1:0.
Wie oft diese Bälle kommen und wie oft sich der deutsche Brasilianer verdribbelt, hängt sehr stark vom Trainer und der Mannschaft ab. Wenn der Trainer ihm immer wieder weiterhilft und ihm sagt, dass er versuchen soll schneller abzuspielen, entwickelt er sich meistens zu einem echten Teamplayer, der unersetzlich ist und niemals eine Lektion auf der Bank braucht.
Außerdem besitzt der typische deutsche Brasilianer die Fähigkeit den Ball gekonnt aus 25 Metern in den Knick zu zirkeln, wodurch er tagelang als Held der Sportanlage gefeiert wird.

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